Solltest du hier neu sein und meine Gespräche über individuelle Kreativität noch nicht kennen, lies hier weiter, ansonsten scrolle direkt zum Titelbild dieser Folge.
Individuelle Kreativität
„Die Definitionen der 4P bilden vier Stränge. Jeder Strang hat akademisch eine einzigartige Identität, aber nur in Einheit funktionieren sie. “ Mel Rhodes 1961
Es gibt kein universelles Verständnis von Kreativität. Das Konzept ist offen für Interpretationen vom künstlerischen Ausdruck bis zur Problemlösung im Kontext wirtschaftlicher, sozialer und nachhaltiger Entwicklung. Um das Bewusstsein für die Rolle von Kreativität und Innovation in allen Aspekten der menschlichen Entwicklung im deutschsprachigen Raum zu schärfen und vielfältige Perspektiven und Sichtweisen rund um das Thema Kreativität zu beleuchten und zu diskutieren, befrage ich seit 2020 Menschen zu ihrer individuellen Kreativität.
Die "Vier P“ sind ein grundlegendes konzeptionelles Rahmenwerk des US-amerikanischen Kreativitätsforschers und Erziehungswissenschaftlers Mel Rhodes (1916 – 1976), dass erstmals die vier Grundbausteine bzw. Komponenten von Kreativität zusammenfasst und beschreibt. Es gilt bis heute als die entscheidende Grundlage einer internen Systematisierung von angewandter Kreativität und als Meilenstein in der Kreativitätsforschung.
Während meiner eigenen Forschungen zur individuellen Kreativität von Menschen und Teams, bin ich auf dieses Konzept gestoßen und habe Fragen zu den Vier P entwickelt, die helfen, herauszufinden, wie Menschen ihre Kreativität reflektieren und welche Aspekte innerhalb der Vier P ihnen wichtig sind.
Ich hatte von Anfang an geahnt, dass die Antworten auf meine Fragen sehr unterschiedlich ausfallen würden. Das es aber in einigen Fällen so sehr in die Tiefe gehen und so viele Emotionen beinhalten würde, hat mich überrascht und rührt mich zutiefst.
Nachdem die ersten Antworten mich erreichten, hatte ich den Wunsch, Gespräche mit diesen Menschen zu führen – über ihre Kreativität. Ich hatte Rückfragen zu ihren Antworten und entschied mich dazu, eine weitere Frage hinzuzufügen, in der ich um ein Gespräch bitte.
Damit möglichst viele Menschen an diesen Gesprächen teilhaben können, veröffentliche ich sie auf meinem Podcast. Die Basis dieser Gespräche sind immer die Antworten aus meinem Vier P-Fragebogen.
Melanie´s und Rebecca´s individuelle Kreativität
Rebecca Baier arbeitet als Rechtsanwältin und Fachanwältin für Strafrecht in eigener Kanzlei in Stuttgart. Zusätzlich ist sie als Repetitorin tätig.
Melanie Graf arbeitet als freiberufliche Kommunikationsberaterin und Breathwork Facilitator. Zuvor war sie als Pressesprecherin in DAX Konzernen, Agenturen und Start-up tätig.
Beide sind Mütter von jeweils zwei Jungs im Alter von 2 und 4 Jahren und gemeinsam haben sie die Eltern-Plattform TheTribeCollective gegründet. Unter „Empowering Parenthood“ stellt die Plattform die Bedürfnisse von Eltern in den Fokus. TheTribeCollective hat sich zum Ziel gesetzt, eine starke Stimme zu sein, um die Anliegen und Herausforderungen von Eltern gegenüber Politik, Gesellschaft und Arbeitgebern zu vertreten.
Ich habe sie zuerst getrennt voneinander zu ihren Vier P befragt - dabei geht es um ihre jeweilige individuelle Creative Person, Product, Process & Press. Diese Fragen nutze ich u.a. als Basis für meine Creative Profiling Sessions. Wir haben über ihren persönlichen Weg und ihre Erfahrungen in Bezug auf ihre individuelle Kreativität, privat und in Zusammenarbeit gesprochen.
Hier sind die Antworten der beiden:
1 Wie kreativ bist du? Und: Wie bist du kreativ?
Melanie: “Kreativ im Sinne von Kunst & Gestaltung eher mittel, wobei ich hier die Messlatte sehr hoch ansetze und ich schnell in die Bewertung meiner Kreativität gehe. Bei der Frage nach Kreativität im Sinne von Problemlösung würde ich meine Kreativität höher einschätzen. Wie? Bei der Entwicklung von Lösungsansätzen.”
Rebecca: “Wenn Kreativität künstlerische Schöpfung bedeutet eher weniger :) wenn es generell gestalten und erschaffen bedeutet sehr. Ich habe viele Ideen und setzte sie auch direkt um in meinen Projekten. Ich treibe voran und probiere aus und starte erneut. Und gebe nie auf :)”
2 Welche Eigenschaften verbindest du mit kreativen Menschen?
Melanie: “Die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel, Beharrlichkeit, Mut.”
Rebecca: “begabt, künstlerisch begabt, alternativer Lebensstil, Maler, Musik, Kunst generell, … keine Rechtsanwälte :)”
3 Welche Eigenschaften davon besitzt du? Und welche hättest du gern?
Melanie: “Was ich mir zuschreibe ist die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Die Eigenschaft mutig zu sein, "trainiere" ich im Moment mit dem Launch von zwei neuen beruflichen Projekten. Die Fähigkeit, beharrlich an etwas dran zu bleiben, hätte ich gern.”
Rebecca: “Ich wäre sehr gern „Begabter“ dh ich hätte gern den Blick fürs Design, würde gern singen und malen können - alles nicht vorhanden. Ich kann aber beurteilen ob was gut aussieht oder nicht, nur erkenne ich schwer was man ändern muss das es im Ergebnis gut aussieht. Ich habe aber wie gesagt viel Ideen im Kopf zu derenUmsetzung ich dann Support hole. Ich bin gut in der Sprache und im Umgang mit Menschen, kann mich gut verkaufen und gut vor vielen Menschen sprechen.”
4 Was ist ein kreatives Produkt? Und: Was macht ein Produkt kreativ?
Melanie: “Als kreative empfinde ich ein Produkt, das mich überrascht, inspiriert oder eine Problemstellung für mich löst. Was ein Produkt kreativ macht: Wenn es nicht fertig ist, sondern weiter entwickelt wird und dadurch überraschend & inspirierend bleibt und weiterhin Antworten auf Problemstellungen gibt.”
Rebecca: “Es ist einzigartig, es sieht gut aus und hat eine Funktion die das Leben leichter macht oder einfach auch nur super cool ist. Kreativ wird es für mich wenn es clever ist, nicht mainstream, neu, anders gedacht.”
5 Wie kannst du feststellen, ob etwas kreativ ist?
Melanie: “Ähnlich zu vorheriger Frage: wenn es die Attribute überraschend, inspirierend und lösungsorientiert ist. Und es eine Emotion bei mir hervorruft, in meinem Gedächtnis bleibt und ich daran oder damit arbeiten möchte.”
Rebecca: “Hm - ich habe keinen Kriterienkatalog. Für mich hängt es 1. davon ab ob es eine smarte Lösung für ein Problem darstellt, gern auch einfach 2. ob es im Design innovativ ist, schick, aussergewöhnlich Also stark subjektiv.”
6 Wie können Menschen ihre Kreativität nutzen und anwenden?
Melanie: “Ich denke vor dem „Nutzen und Anwenden“ steht der Schritt, sich seiner Kreativität bewusst zu werden und trotz ggf. vorhandenem eigenem Bewertungsdenken und Ängsten dieses Potential zu entfalten. Und dann sind der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt – sowohl im privaten wie im beruflichen Kontext. Wie können wir kreative neue Kommunikationsmaßnahmen für eine Produktvermarktung gestalten? Wie können wir kreativ die Potentiale im Team nutzen bis hin zu der Frage: Wie gestalte ich kreativ ein Regenwochenende mit meinen Kindern?”
Rebecca: “Jederzeit und überall. Nicht nur im Beruf auch im Alltag zur Lösung von Problemen oder zur Gestaltung. Das Kind hat keine Laterne - ich mache eine aus einer alten PET Flasche - das ist kreativ. Aber auch kochen wenn nichts im Kühlschrank ist :) und natürlich im großen wenn man weitergehende Ideen umsetzt die entweder der Gesellschaft oder einem selbst wirklich Mehrwert bieten.”
7 Was davon nutzt du? Und was möchtest du gerne häufiger nutzen?
Melanie: “Ich würde mich gern häufiger vor ein leeres Blatt setzen und die Fähigkeit besitzen, ganz neu und angstfrei zu denken.”
Rebecca: “Naja wenn ich unter 6. beschrieben angucke, dann nutze ich das jeden Tag. Als berufstätige Mama ist man unheimlich kreativ im Alltag - nur um zu „überleben“. Man findet schnell Lösungen die man nicht auf den ersten Blick erkennt.”
8 Welche Atmosphäre begünstigt Kreativität? Und welche unterdrückt sie?
Melanie: “Begünstigend: stärkend, ermutigend, vorurteilsfreiUnterdrückend: bewertend, verurteilend, beengend, Angst.”
Rebecca: “Stress / Freiheit und Urlaub und Entspannung und nicht den Druck zu haben „kreativ sein zu müssen“
9 In welcher Atmosphäre arbeitest du? Was würdest du gerne spontan optimieren?
Melanie: “Ich arbeite aktuell in einer unterstützenden, stärkenden Atmosphäre, in der viel hinterfragt, reflektiert und ggf. angepasst wird. Das Umfeld ermöglicht eine transparente & ehrliche Kommunikation. Was ich gerne spontan optimieren würde: nichts, ich wünsche mir, dass dies so bleibt.”
Rebecca: “Entspannt ☺️ in meinem eigenen Büro. Ich mag meine Räume. Im Grunde kann ich aber fast überall gut arbeiten. Optimieren: Tischhöhe :) und Erhöhung des Laptops (hab einen steifen Hals von runter gucken).”
Unser anschliessendes Podcast Gespräch, in dem ich Rückfragen zu Melanie´s und Rebecca´s Antworten gestellt habe und indem wir über ihr gemeinsames Projekt The Tribe Collective gesprochen haben, findest du hier:
Wenn du The Tribe Collective kennenlernen möchtest, erfährst du hier mehr:
Wir sind alle kreativ. Nur nicht auf die gleiche Weise.
💭 INNER YOU
Ich lade dich ein, die Fragen, die ich Melanie & Rebecca gestellt habe, dir selbst zu beantworten. Und sie Menschen zu stellen, die dir wichtig sind. Ich verspreche dir, dass du ein faszinierendes Gespräch haben wirst.
Die Vier P sind Teil meiner Methode soluvaire®. Wenn Du diese Methode in deine Arbeit integrieren möchtest, findest du hier weitere Informationen zu meinem Akademie Programm:
Mein Buch zu diesem Thema "Die Vier P - Die Entdeckung der individuellen Kreativität" findest du hier:
Wenn du tief in deine eigene Kreativität einzutauchen und ein Creative Profiling buchen möchtest, kannst du das hier tun:
❤️ 👉 meine nächsten Online Live-Sessions findest du hier:
💌 Der nächste Newsletter erschient in 2024. Ich wünsche dir Frohe Weihnachten und einen gesunden und glücklichen Jahreswechsel.