„Die beiden wichtigsten Tage deines Lebens, sind der Tag an dem du geboren bist und der Tag an dem du entdeckst wofür.“ (Marc Twain)
Unter der Rubrik INNER SMILE schreibe ich über alles, was mich in meiner Arbeit inspiriert und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert: Buchempfehlungen, Playlisten, Filme, Apps und eben auch das, was ich in mir selbst finde. Überhaupt bin ich der Meinung, dass wir viel zu häufig im Außen suchen. In uns selbst sprudeln Quellen, denen wir vertrauen dürfen und die unseren inneren Kompass stabilisieren und ausrichten. Unsere Kernwerte gehören dazu.
Kernwerte sind unsere Quelle
Seit ich 14 Jahre bin will ich beweisen, dass wir Kreativität brauchen. Um dieses Ziel bewusst sehen und Willkommen heißen zu können, brauchte ich ca. 30 Jahre Lebenserfahrung, viele faule Kompromisse und zwei Erlebnisse, die mich wach geküsst haben. An einem Punkt in meinem Leben, wollte ich unbedingt wissen, warum ich diesen Beweis (das wir Kreativität brauchen) so dringend hervorbringen möchte.
Deshalb habe ich mich auf die Suche gemacht - in mir selbst. Die Antwort habe ich in meinen Kernwerten gefunden.
Wie ich meine Kernwerte gefunden habe
Die Antwort darauf klingt einfach, ist aber herausfordernd und anstrengend. Und immer lohnenswert: Ich habe mich mit mir und meiner Geschichte auseinandergesetzt, indem ich überlegt habe, was mich als Jugendliche bewegt und motiviert hat. Was mir wichtig war und welche Wünsche, Träume und Bedürfnisse ich hatte. Aus dieser Arbeit mit meiner Historie und mit meinen Motivationen, haben sich Mikro-Motivationen, Wiederholungen und tiefe Beweggründe herauskristallisiert. Sie ziehen sich durch mein Leben, wie ein roter Faden.
Immer wieder habe ich mir selbst Fragen zu den Gründen meiner Entscheidungen im Laufe meines Lebens gestellt. Die wichtigste Frage war immer “Warum?”
Bis ich in der Lage war, in Worte zu fassen, was mein “Warum”, mein “Why” ist, hat es lange gedauert.
Meine Kernwerte sind Kreativität, Verbundenheit, Klarheit, Stärke, Neugier und Ungeduld.
Kreativität - als Zukunftsfähigkeit
Verbundenheit - mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen und mit der Natur
Klarheit - in Form von Transparenz und Struktur
Stärke - die innere Stärke aus dem kreativen Selbstbewusstsein meiner Person und die kollektive Stärke, weil wir gemeinsam immer besser sind, als allein
Neugier - in Form von Anfängergeist, Lernbereitschaft, Zukunftslust und Offenheit
Ungeduld - in Form von Dringlichkeit (zu den Themen Nachhaltigkeit und Entwicklung)
Was hinter meinen Kernwerten liegt
Erinnerst du dich an den Film “Der Club der toten Dichter”? Filmstart in Deutschland war der 25. Januar 1990, also vor ziemlich genau 33 Jahren. Damals war ich 15 Jahre alt, so alt, wie meine jüngste Tochter heute ist.
Falls du die Handlung nicht kennst, hier eine kurze Zusammenfassung der Inhalte, die für mich und die Erläuterung zu meinen Kernwerten wichtig sind:
Todd Anderson kommt zu Beginn des Schuljahres 1959 an ein traditionsbewusstes Internat für Jungen. Der schüchterne, in sich gekehrte Todd besitzt wenig Selbstvertrauen und steht im Schatten seines älteren Bruders, der einer der besten Absolventen der Schule war. Ebenfalls neu an der Schule ist der Englischlehrer John Keating, selbst einst Schüler dieser Academy. Sein Unterricht verblüfft die Schüler schon in der ersten Stunde. Mit unkonventionellen Methoden fordert der Lehrer sie zu selbständigem Handeln und freiem Denken auf. Da ihm die Förderung der Individualität seiner Schüler sehr wichtig ist, ermutigt er sie immer wieder, sich mehr zuzutrauen und ihre Möglichkeiten auszuloten. Keating vermittelt seinen Schülern die Welt der Literatur und der schönen Dinge des Lebens; sie sollen Poesie nachvollziehen und in sich selbst entdecken, anstatt nur auswendig Gelerntes zu wiederholen. Dazu gehört auch das Verfassen und Vortragen eigener Gedichte. Keating bezieht sich dabei wiederholt auf die Dichter Whitman, Thoreau und Frost.
Auf Keatings Ermutigung, das Leben selbst in die Hand zu nehmen, entdeckt der Schüler Neil Perry seine Leidenschaft fürs Theaterspiel, womit er sich jedoch seinem Vater widersetzt, der Neils Leben bereits fertig geplant hat. In einer örtlichen Aufführung von Shakespeares Sommernachtstraum erhält Neil die Rolle des Puck und spielt sie mit großem Erfolg. Doch gleich nach der Aufführung kündigt sein Vater ihm an, ihn am nächsten Tag von der Schule zu nehmen und auf eine Militärakademie zu schicken. Als Neil erkennt, dass er keinerlei Gehör findet und bis hin zur Berufswahl die Wünsche seines Vaters zu erfüllen hat, nimmt er sich in der Nacht das Leben. Auf der Suche nach einem Schuldigen dafür machen Neils Vater und die Schulleitung Keatings Lehrinhalte und -methoden verantwortlich.
Was das mit mir zu tun hat
Ich war mit 15 Jahren Neil oder Todd. Ich fühlte mich unverstanden, eingesperrt und unfrei. Meine Kreativität, meine Visionen, alles, was aus mir heraus wollte und mich lebendig fühlen lies, stiess auf Unverständnis, wurde als „brotlose Kunst“, Firlefanz oder „Flausen im Kopf“ abgetan. Ich liebte meinen Geigenlehrer, bei dem ich träumen durfte. Aber wenn ich schlechte Noten nach Hause brachte, oder Dinge in Frage stellte, die mein Vater einforderte oder entschied, hieß es „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
Ich habe zu dieser Zeit, wie die Internatsschüler, begonnen, alles zu hinterfragen. Als ich den Film zum ersten Mal sah, empfand ich ein Verständnis, das ich nie vorher gekannt hatte. Das Buch wurde zu meinem Heiligtum. Jede einzelne Seite, jedes Wort, saugte ich auf.
Genau so wollte ich leben:
Selbständig denkend, individuell, frei. Vor Allem wollte ich meinem Leben einen Sinn geben. Mein Tun in der Welt sollte sinnvoll sein.
Der Satz, als Lehrer Keating seine Schüler auffordert, sich um eine eigenständige Sichtweise zu bemühen, stammt aus Walden, von Henry David Thoreau und lautet
„Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung.“
Ich war in stiller Verzweiflung. Ich fühlte diesen Satz. Und ich fühle ihn bis heute, wenn ich Menschen begegne, deren stille Verzweiflung ich spüren kann.
Und das 166. Gedicht aus Walt Whitmans Lyrik-Anthologie Grashalme, wurde fortan mein Mantra:
„Oh ich, oh Leben! auf alle diese
wiederkehrenden Fragen,
Auf diesen unendlichen Zug der Ungläubigen,
auf die Städte, die voller Narren sind,
Was habe ich darauf für eine Antwort –
oh ich, oh Leben?
Dies aber ist die Antwort:
Du bist hier, damit das Leben blüht
und die Persönlichkeit,
Damit das mächtige Spiel weitergeht
und du deinen Vers dazu beitragen kannst.“
Und du deinen Vers dazu beitragen kannst.
Mit 15 habe ich begonnen, davon zu träumen, was mein Vers sein würde.
In einem meiner nächsten Beiträge hier auf INNER BEAUTY werde ich darüber schreiben, was dann geschah und warum ich ab dann 30 Jahre brauchte, um in Worte fassen zu können, was mein Vers ist.
💭 Wenn du Lust hast, fang doch gleich an, deine Kernwerte zu finden
Ich lade dich ein, dich neu kennenzulernen und dir diese Fragen zu beantworten:
Wie war ich mit 15?
Was war mir wichtig?
Wer waren meine Vorbilder?
Wer waren meine Freunde?
In welchen zwischenmenschlichen Beziehungen habe ich mich besonders gut und besonders schlecht gefühlt? Verstanden und unverstanden?
Welche Filme habe ich geliebt?
Welche Bücher habe ich gelesen?
Welche Ferien-Jobs habe ich gemacht? Welche Praktika?
Welche Wünsche, Träume und Visionen hatte ich?
Was hat mich am meisten gestört? Was hat mich traurig gemacht?
Wonach habe ich mich gesehnt?
Liste alles auf und lasse genug Platz, um dahinter zu notieren, warum. Begründe dir selbst alles, was du gemacht und entschieden hast. Gehe tief. Die Frage: “Warum habe ich einen Ferienjob x gemacht, ich hätte auch y machen können?” bringt dich weiter in deine Motivationen, die hinter deinen Entscheidungen liegen.
Wenn du fertig bist, fange von vorne an.
Wie war ich mit 16?
Was war mir wichtig?
Wer waren meine Vorbilder? …
Wenn du fertig bist, fange von vorne an.
Wie war ich mit 17? …
Immer weiter, bis heute.
Wie ist deine Geschichte? Wie bist du da gelandet, wo du jetzt bist? Und: Bist du richtig da, wo du bist?
Ich verspreche dir, dass du einige Aha-Momente haben wirst und viele Neuentdeckungen in dir selbst. Dabei wünsche dir viel Freude.
Und vielleicht teilst du dann, wenn du soweit bist, deine Gedanken und deine Kernwerte mit uns in den Kommentaren. Darüber würde ich mich freuen.
Lass uns innere Schönheit entdecken, Selfleadership praktizieren und Wohlbefinden neu definieren.
Deine Jutta
Das ist ein wunderbares Gedankenspiel, vielen Dank fürs Teilen!