Wie können wir uns und unsere Organisationen am besten darauf vorbereiten, in dieser sich wandelnden Wirtschaft erfolgreich zu sein?
Bereits im Jahr 2010 führte IBM eine große Umfrage unter 1.500 CEOs durch. Sie fragten, was diese Personen für die wichtigste Führungsqualität im 21. Jahrhundert halten. Die Antwort, die sie bekamen, überraschte sie. Es war Kreativität, insbesondere die Fähigkeit, in einer Zeit beispielloser Komplexität Veränderungen zu schaffen und zu bewältigen.
Das war 2010. Was hätten uns diese CEOs wohl heute zu sagen?! Und du? Hast du dich schon einmal gefragt, warum du nicht alleine am Schreibtisch auf bahnbrechende Ideen kommst?
Gute Ideen brauchen Gesellschaft!
Es ist eine Tatsache, dass wir zusammen einfach besser sind.
Wissenschaftsautor Stefan Klein schrieb in seinem Essay „Keiner denkt für sich allein“ für das ZeitMagazin 10/21:
“…
Der Glaube an gewaltige Ideen in besonderen Köpfen prägt das Bild der Geschichte und das Selbstbild eines jeden. Er lässt unzählige Menschen daran zweifeln, selbst zu schöpferischem Denken fähig zu sein. In Sachen Kreativität sind wir rettungslos ambivalent. Einerseits sehnen wir uns nach dem Hochgefühl, das gute Ideen uns geben, wünschen wir uns die Chancen, die sie eröffnen. Weil die Wirtschaft weiß, dass sie von Ideen lebt, zahlen deutsche Unternehmen hunderte Millionen Euro im Jahr für oft fragwürdige Kreativitäts-Seminare. Und bestreitet noch jemand, dass die Menschheit eines neuen Denkens bedarf, um die Zukunft der Erde zu retten? Andererseits sehen wir noch immer Kreativität noch immer als ein Talent weniger Auserwählter angesehen. Durch Ehrfurcht gehemmt sind wir weniger einfallsreich, als wir sein könnten. …“
Weiter sagt Klein:
„…Und doch ist Kreativität mehr als eine Frage der Intuition. Längst nicht jede Phantasie erweist sich als wirklichkeitstauglich. Wie das Pferd auf der Rennbahn einen Reiter braucht, so braucht die Innenschau für den schöpferischen Prozess einen entgegengesetzten, lenkenden Zustand – das nach außen gerichtete, kritische Denken. Nur gemeinsam gelangen beide ins Ziel. Ein Verstand, der nicht träumen kann, ist langsam und kraftlos. Ein Geist aber, der vor Logik zurückschreckt, irrt umher und scheut. Kreativität ist also kein isoliertes Talent – sondern vielmehr die Kunst, Gegensätze in einem Kopf zu vereinen. Ideen entstehen, wenn es der Logik gelingt, die Träume zu reiten…Die Kunst, zwischen den beiden Zuständen zu pendeln, lässt sich trainieren…“
Hast du dich jemals gefragt, wie DU kreativ bist?
Ich selbst habe mich das vor vielen Jahren gefragt, als ich in vielen verschiedenen Textilfabriken auf der ganzen Welt komplexe Probleme lösen musste – immer unter Zeit- und Budget-Druck und alle paar Wochen mit neuen Teams mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und unterschiedlichem Wissensstand. Was ich fand, waren Menschen, die immer den Wunsch hatten, loszulegen und ihr Bestes zu geben. Für sich selbst und für ihre Teams. Und vor allem: Menschen, die lernen, sich weiter entwicklen und sich verbessern wollten.
Damals begann ich zu erkennen, dass die meisten Menschen – mich eingeschlossen – nicht in der Lage sind, sich selbst klar zu „lesen“. Weil wir alle kein Bewusstsein für unsere eigenen Denk- und Problemlösungs-Vorlieben haben. Und weil wir alle verlernt haben, kreativ zu sein.
Aus diesem Grund habe ich damals meine Reise in das inspirierendste und mächtigste Wissenschaftsgebiet begonnen, das ich mir vorstellen kann: Kreativität.
Ich wollte unbedingt herausfinden, wie ich Einzelpersonen und Teams helfen kann, sich ihrer Kreativität bewusst zu werden. Und: Wie ich ihnen helfen konnte, ein kreatives Selbstvertrauen zu bekommen, das sie nutzen könnten, um konstruktiver in Teams zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren.
An einem Punkt meiner Forschungen hörte ich von FourSight und der Arbeit von Dr. Gerard Pucchio, Urheber der FourSight-Bewertung und Professor an der State University of New York, wo er seit mehr als 20 Jahren den Master of Science Studiengang in Kreativität und Creative Leadership leitet. In den 1990er Jahren begann Puccio mit der Entwicklung und Validierung der psychometrischen Skala von FourSight. Seitdem wurden die FourSight-Theorie und das Problemlösungs-Framework durch mehr als zwei Dutzend akademische Studien des FourSight-Teams, sowie unabhängiger Forscher auf der ganzen Welt validiert. Puccios Assessment misst individuellen Problemlösungs-Superkräfte und ihre blinden Flecken.
Kannst du dir vorstellen, wie glücklich ich mich fühlte, dass ich endlich das Werkzeug gefunden hatte, nach dem ich lange gesucht habe? Ich begann, alles über Pucchios Arbeit zu studieren und wurde ein zertifizierter FourSight Mindset Facilitator. Heute bin ich in der Lage, Menschen und Teams ihre individuellen Denkpräferenzen aufzuzeigen und so das nötige Bewusstsein zu schaffen, um Empathie in Teams zu fördern und kognitive Vielfalt zu ermöglichen.
So funktioniert es:
Der CPS (Creative Problem Solving)-Prozess funktioniert in vier Schritten:
Klarstellen, um die Ursachen des Problems herauszufinden
Ideen generieren
Lösungen zu einem umsetzbaren Plan entwickeln
Umsetzen
Und jeder von uns hat innerhalb dieses Prozesses seine individuellen Denkpräferenzen.
“The leader’s new goal is not to control the machine but to support the evolution of the organism as it constantly evolves (or innovates) in an ever-changing environment. Controlling the machine required telling people what to think. Evolving the organism requires teaching people how to think.“ (Puccio, 2011)
Konzentrieren wir uns jetzt auf Kognitive Diversität und Kultur:
Wenn es so etwas wie „kognitive Vielfalt und Kultur“ gibt, stehen wir offenbar an der Schwelle zu einem grundlegenden Wandel. In der Vergangenheit haben wir Kreativität als Einzelsport betrachtet. Aber in einer immer komplexer werdenden Welt wird Kreativität – und die Innovation, die sie hervorbringt – zum Teamsport.
Thinking Teams
Was bedeutet Team Thinking genau?
Ein Thinking Team ist keine Gruppe von Menschen, die Brainstorming betreiben. Um Brainstorming nicht schlecht zu machen: eine gut moderierte Brainstorming-Session ist eine großartige Option, um Ideen gegenseitig zu befruchten und neue Verbindungen herzustellen – aber Brainstorming ist nur eines von vielen Werkzeugen, die von guten Thinking Teams verwendet werden.
Ein Thinking Team ist kein Think Tank ( indem nur Theorie, keine Aktion stattfindet). Thinking Teams nehmen sich Zeit , um den kreativen Problemlösungsprozess durchzuarbeiten und sie planen die Umsetzung. Ein Thinking Team ist keine Wissensmanagement-Initiative.
Teams, die einem kreativen Denkprozess ausgesetzt sind, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, Probleme bewusst anzugehen. Je vertrauter Teams mit der Dynamik des kreativen Denkens sind, desto sicherer sind sie wahrscheinlich darin, Präferenzlücken mit den Stärken ihres Teams auszugleichen.
Thinking Teams zu bilden, ist eine Herausforderung:
Der Innovationsexperte John Sedgwick erklärte einmal auf einer Kreativitätskonferenz, dass Menschen darauf ausgelegt sind, ja vielleicht sogar evolutionär verdrahtet sind, Unterschiede aufzuspüren.
“Wir können spüren, wenn jemand nicht wie wir ist, und in Ermangelung positiver Etiketten neigen wir dazu, diesen Unterschied als negativ zu sehen. “
(J. Sedgwick, Juni 2006).
Die menschliche Voreinstellung scheint zu sein: Wenn etwas anders ist, mag ich es nicht. Das beantwortet auch die Frage, warum die Zusammenarbeit und Kommunikation mit einigen Menschen leichter fällt, als mit anderen.
Kognitive Vielfalt hat den größten Einfluss auf die Leistung eines Teams
Quelle: https://hbr.org/
In einer strategischen Ausführungsübung stellten Forscher fest, dass Alter, ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht keinen Unterschied machten, aber Teams mit kognitiver Vielfalt – ein Unterschied in der Perspektive oder im Informations-Verarbeitungsstil – deutlich besser abschnitten als homogene Teams.
Ich bin überzeugt, dass kognitive Vielfalt die magische Zutat sein ist – das „Must-have“ für alle Teams, die in Zeiten von Digitalisierung, KI, VR, XR etc. komplexe Probleme lösen wollen.
Welche Hindernisse gibt es?
Es gibt zwei sehr entscheidende Hindernisse, die Teams davon abhalten kognitive Vielfalt zu nutzen:
Kognitive Vielfalt ist nicht sichtbar.
Kognitive Vielfalt wird unbewusst vermieden. Wir arbeiten am liebsten mit Menschen zusammen, die so “ticken”, wie wir selbst.
Mit Hilfe individueller Denkprofilanalysen ist es möglich, Licht ins Dunkel zu bringen und mit der Arbeit zu beginnen.
Mich würde interessieren, ob du dich jemals gefragt hast, wie DU kreativ bist?
Wo sind Deine Denkpräferenzen? Und: Kennst du deine Energieverluste, wenn es darum geht Probleme zu lösen?
Mit welchen Kolleg*innen fällt dir die Zusammenarbeit leichter, als mit anderen?
Und wie könnte das Wissen über deine Denkvorlieben dein Leben verändern?
Ich freue mich darauf, deine Gedanken in den Kommentaren zu lesen.
Lass uns innere Schönheit entdecken, Selfleadership praktizieren und Wohlbefinden neu definieren.
Deine Jutta